Demokratie-
kompetenzen
Wie wollen wir unser gesellschaftliches Zusammenleben im 21. Jahrhundert gestalten? Welche sozialen, ökologischen und politischen Fragen stellen sich in den nächsten Jahrzehnten? Was bedeutet das für Bildung junger Menschen von heute?
Die Globalisierung, der rasante technologische Fortschritt und politische Veränderungen eröffnen für junge Menschen viele Möglichkeiten. Gleichzeitig bringen sie aber auch zahlreiche Herausforderungen mit sich. Was brauchen Kinder und Jugendliche, um die Herausforderungen im Sinne aller gut zu bewältigen? Welche Kompetenzen müssen sie dafür erwerben? Und wie kann zeitgemäße Bildung sie stärken für ihre und unsere Zukunft?
Kinder und Jugendliche brauchen demokratische Kompetenzen
Der Blick in die Forschung zeigt weitgehend Einigkeit darin, welche Kompetenzen für ein gelingendes Leben im 21. Jahrhundert als wichtig benannt werden. Dazu zählen neben kritischem Denken und Kreativität, Empathie, Kooperations- und Kommunikationsfähigkeit auch die Übernahme von Verantwortung und der Umgang mit bzw. das Aushalten und Überwinden von Spannungen und Unsicherheiten (OECD, 2018). Zunehmend rückt die Demokratiekompetenz als übergeordnetes Konzept bei dieser Frage nach wichtigen Fähigkeiten und Fertigkeiten in den Mittelpunkt (Europarat, 2018c; Kultusministerkonferenz, 2018; OECD, 2018). Kindern und Jugendlichen demokratische Erfahrungen zu ermöglichen und sie dazu zu ermutigen, mit ihrem Handeln zu einem friedlichen Leben in einer offenen und freien Gesellschaft beizutragen, wird damit zu einer immer bedeutsameren Aufgabe aller, die junge Menschen in ihrer Entwicklung begleiten.
Als demokratischem Erfahrungsraum und als Ort, an dem Kinder Demokratiekompetenzen erwerben, kommt Schule eine zentrale Rolle zu. Nachhaltiges demokratisches Engagement entwickelt sich vor allem dann, wenn Menschen bereits in jungen Jahren die Erfahrung machen, dass ihre Meinung zählt und sie ihr eigenes Umfeld und die Gesellschaft mitgestalten können (Deutsches Kinderhilfswerk, 2017).
Die besondere Verantwortung der Schule
Wer früh demokratische Selbstwirksamkeit erfährt, wird sich mit höherer Wahrscheinlichkeit auch später an gesellschaftlichen Prozessen beteiligen (Reinders, 2014). Die besondere Verantwortung der Schule ergibt sich daraus, dass sie „die einzige gesellschaftliche Institution ist, in der es gelingen kann, alle Kinder und Jugendlichen zu erreichen.
Schule muss ein Ort sein, an dem demokratische und menschenrechtliche Werte und Normen gelebt, vorgelebt und gelernt werden“ (Kultusministerkonferenz, 2018, S. 3). Gute Bildung und gesellschaftliche Teilhabe ist zudem ein durch die UN-Kinderrechtskonvention verbrieftes Recht aller jungen Menschen. Demokratisches Lernen in der Schule ist deshalb gerade für die Kinder und Jugendlichen wichtig, die Demokratie und Engagement in ihrem sozialen Lebensumfeld kaum erleben und ihre Möglichkeiten gesellschaftlicher Teilhabe oftmals gar nicht kennen (BMFSFJ, 2016).
Demokratiekompetenz in der Schule stärken, aber wie?
In diesem Video hält Siegfried Arnz ein Plädoyer für mehr Beteiligung von Schülerinnen und Schülern am Lernen. Er nennt Praxisbeispiele, bei denen das Interesse für schulische Inhalte durch praxisbezogene und gleichzeitig partizipative Modelle geweckt werden kann.
Wir brauchen eine zeitgemäße Lernkultur, in der Kinder und Jugendliche Wissen über die Demokratie und deren Konzepte aufbauen, ihre demokratischen Einstellungen und Werte stärken sowie eine aktive Beteiligung an demokratischen Prozessen und gesellschaftlichem Miteinander unmittelbar erfahren können. Dies ist keine ferne Vision, sondern zentrale Aufgabe von Schule (Kultusministerkonferenz, 2018). Sie soll eine demokratische Schulkultur leben und Kindern und Jugendlichen echte Beteiligung an den sie betreffenden Entscheidungen und Handlungen ermöglichen. Die Kultusministerkonferenz in Deutschland und auch der Europarat empfehlen in ihren aktuellen Beschlüssen und Veröffentlichungen, dass Lehrer*innen aller Fachbereiche demokratische Bildung in den Blick nehmen sollten (Europarat, 2018c). Sie alle können in ihren Lerngruppen verschiedene demokratiepädagogische Impulse geben (Gloe, 2018) und so den Weg zu einer demokratischen Schulentwicklung mitgestalten (Beutel & Rademacher, 2017). Für Schulen und Lehrer*innen bedeutet das vor allem: Mut zeigen und neue Wege beschreiten.
Mit der Lehr- und Lernform Service-Learning lässt sich eine demokratische Lern- und Schulkultur mit Leben füllen. Lehrer*innen aus allen Fachbereichen und Schulformen können damit die Demokratiebildung mit Kindern und Jugendlichen aller Altersstufen und unabhängig ihrer Vorerfahrungen in den Fokus nehmen. Denn: Service-Learning ist keine schulische Extra-Aktivität für einige engagierte Schüler*innen, sondern Bestandteil von Unterricht und Lernen für alle.